EINE HOMMAGE AN FELIX
Eine Hommage an Felix
“ Hunde kommen in unser Leben, um zu bleiben. Sie gehen nicht fort, wenn es schwierig wird, und auch, wenn der erste Rausch verflogen ist,sehen sie uns noch immer mit diesem Ausdruck in den Augen an. Das tun sie bis zu ihrem letzten Atemzug. Vielleicht, weil sie uns von Anfang an als das sehen, was wir wirklich sind: fehlerhafte, invollkommende Menschen. Menschen, die sie sich dennoch genau so ausgesucht haben. Ein Hund entscheidet sich einmal für den Rest seines Lebens. Er fragt sich nicht, ob er wirklich mit uns alt werden möchte. Er tut es einfach. Seine Liebe, wenn wir sie erst verdient haben, ist absolut. (Pablo Picasso)
Wie alles begann…
Des öfteren werde ich darauf angesprochen, wie ich das auf Reisen mit meinem Hund so regel und wie er das alles so mitmacht… deswegen entschloss ich mich einen Beitrag nur über Felix und unsere gemeinsamen Abenteuer zu machen. Mein kleiner, starker, sensibler Buddy, der seit 2017 an meiner Seite ist… und das 24/7. Noch nie waren wir seitdem auch nur eine Nacht getrennt. Die Art und Weise, wie er seinen Weg zu mir fand, war schon sehr speziell…
Anfang 2017 machte ich eine Rucksacktour durch Thailand und auf einer Insel schliefen Tag und Nacht die Strassenhunde vor meiner Hütte ohne jemals Futter von mir angenommen zu haben. Sie waren einfach da und verbrachten bedingungslos Zeit mit mir und ich dachte so: Och, bis Ende des Jahres hast du bestimmt auch einen Hund!
So dachte ich und vergass es komplett – wie sollte das auch funktionieren? Vollzeit am arbeiten und ständig auf Reisen!? So zog das Jahr ins Land und ich lernte in der Schweiz die Tierkommunikation… und ganz plötzlich, Ende des Jahres fiel mein Blick bei Facebook auf zwei Geschwisterwelpen im Shelter einer Freundin. Als ich den Link nocheinmal aufrufen wollte, war er nicht mehr erreichbar. Stattdessen wurde ich auf eine Seite von der Tierhilfe Austria geleitet, auf der man Anzeigen von Tieren sah, die aus Bulgarien ein Zuhause suchten… hmmm, merkwürdig…
Aber ok, ich scrollte mich mal durch und fand Kira, die schon eine Pflegestelle hatte und die ich nach einer halben Stunde Fahrt hätte besuchen können (um auf Nummer sicher zu gehen als Ersthundebesitzer). Doch mit einem Wisch weiter war Felix plötzlich da: süss, unschuldig und absolut vermittelbar. Was in dem Moment passierte… ich hab keine Ahnung. Ich fand mich am nächsten Tag in einem Gespräch mit der Tiervermittlung wieder und ich stellte ersteinmal einen allgemeinen Antrag. Keine Ahnung, warum. Dann ging ich in die Tierkommunikation… Kira hätte ich sofort besuchen können, dennoch „schickte“ sie mir nachts, dass sie es schon warm hatte und alles ok war und ich lieber Felix holen sollte, weil es kalt ist. Das stimmte: es war Anfang Dezember, der Schnee kam und es gab nur noch eine einzige Tour aus Bulgarien in dem Jahr. Ich nahm “ Kontakt“ zu Felix auf. Er war recht „busy“, und wollte nicht wirklich mit mir „sprechen“. Ich sendete ihm lediglich die Frage „Hast du Lust zu mir zu kommen? Hier gibt es Felder, Wälder und einen See, ich gehe arbeiten, d.h. du müsstest auch gut alleine sein können, ich reise viel und wohne in einer Wohnung, die ständiges Kläffen schwer macht.“ Es kam nichts zurück… ausser: Bellen ist doch normal! Die Kommunikation war schon recht schwierig, allerdings wurde mir hinterher gesagt, das er anscheinend genau zu der Zeit kastriert wurde und gar nicht wirklich da war. Ich liess es einfach mal so stehen und plötzlich kam die Antwort: Ja! Ich komm zu Dir! Eine Entscheidung, die unser aller Leben von Grund auf änderte.
Dieses passierte alles innerhalb von fast 2 Wochen und schon sass ich im Auto nach St. Pölten.
Du bist ja wirklich da!
Ich bekam engmaschig Informationen über den Transport. Felix sendete ich, dass er keine Angst haben brauch, weil ich da sein werde, wenn er ankommt. Die Mitarbeiter hatten etwas Angst, weil es wohl oft vorkam, dass solche Transporter überfallen oder behindert wurden, weil sich manche einen Spass draus machten Tiere zu stressen und nicht wollten, das sie dorthin kamen, wo es u.U. gut für sie war (ohne Worte). Nach 16 Stunden Fahrt in einem Käfig mit 30 Katzen und 15 anderen Hunden kam der Transporter schliesslich um 8 Uhr morgens sicher an. Die Sonne kam langsam heraus, es war eisig kalt und die Felder mit leichtem Schnee bedeckt. Fünf neue Hundebesitzer warteten auf ihre neuen Familienmitglieder mit mir bei diesem ersten Stop.
Felix wurde mir als erster im den Arm gelegt und ich ging gleich mit ihm an der Schleppleine in die hinterste Ecke des Gartens. Nachdem er sich gefühlt minutenlang gelöst und alles erkundet hatte gab es da genau diesen einen Moment: ich kniete neben ihm und beobachtete ihn beim Schnüffeln und Ankommen. Da schaute er mich plötzlich an, mit einem Blick, der mir die Pipi in die Augen stiegen liess: da bist DU ja! DU bist ja wirklich da! Ab dem Moment, als er mich realisierte war er ab sofort nur an meiner Seite. Liess sich sein neues Geschirr anlegen, frass noch etwas, verabschiedete sich kurz und stieg sofort ins Auto ein. Und so starteten wir in unser neues Leben.
„Hunde sprechen, aber nur mit denen, die zuhören können.“ (Orhan Pamuk)
Wir gegen den Rest der Welt
So begann ganz plötzlich an einem Samstagmorgen irgendwo in Österreich unser gemeinsamer Weg. Ganz leicht war es sicherlich zu Anfang nicht. Zuhause angekommen stellte ich fest, dass er Freunde mitgebracht hatte: die guten Flöhe, die auf Nachfrage bei den anderen natürlich angeblich nur Felix hatte (merke: 30 Katzen, 15 Hunde und NUR Felix hatte Besuch ). Oder die Haare… gar nicht dran gedacht! Ich als Sauberkeitsfanatiker kam an meine Grenzen und dachte, ich würde den Staubsauger nie mehr aus der Hand legen! Auch mein kompletter Satz meiner Lieblingsschuhe durfte sich mit einem stolzen Hund nebenbei verabschieden. Das alles haben wir gemeistert. Jeder Hundebesitzer kennt das! Das erste Jahr war nervenaufreibend, lehrhaft, organisatorisch herausfordernd und dennoch… wir haben es geschafft! Mein Lebtag hätte ich ihn nicht wieder hergegeben. Er ist mein Lehrer, mein Buddy, ein Familienmitglied. Man entscheidet sich mit allen Konsequenzen; ich bin viel geflogen – mit Felix werde ich am Boden bleiben, bis sich eine Fluggesellschaft entscheidet, dass man seine Fellnase bei sich behalten darf. Das ist natürlich nur meine Sicht. Ich finde es genauso schön, wenn man für seine Fellnase einen guten Platz hat, während man im Urlaub ist oder sonstiges macht! Nur einfach irgendwo anbinden und aussetzen… die Leute wissen gar nicht, was für einen Schaden sie dieser Seele anrichten… (auch hier: ohne Worte).
Ein Tier an seine Seite holen ist eine Entscheidung für’s Leben. Kinder werden älter und gehen aus dem Haus. Ein Hund wird älter und braucht immer die gleiche Zuwendung und später mehr. Er ist bei dir, weil du seine Welt bist. Felix und ich haben uns mindestens 15 Jahre versprochen… und das halte ich ein. Er hat alles erfüllt, was ich ihm damals rübergesendet habe: er kann allein sein, ist kein Kläffer und reist gern. Somit erfülle ich diesen Vertrag natürlich auch…
Wir gehen auf Tour
Felix hatte schon einige örtliche Veränderungen mitgemacht. Das plötzlich ein kompletter Switch in ein Wohnmobil anstand, war zu Anfang nicht so in seinem Sinn. Wohl gemerkt, dass das Wohnmobil ja schon ansich einige Herausforderungen brachte… aber naja, irgendwie hatte Felix mit drauf hingewiesen…
Wie in einem anderen Beitrag schon erwähnt („Das Abenteuer beginnt“), bekam er das volle Programm – ich war nur Gast in meinem Wohnmobil…
Bevor wir allerdings richtig durchstarteten, liessen wir nocheinmal einen kompletten Check up beim Tierarzt machen und eine für Felix speziell zugeschnittene Reiseapotheke zusammenstellen (bisschen Sensibelchen ist er schon… vorallem, was 1x im Jahr seine Allergie angeht). Ein Büchlein mit Einreisebestimmungen und Verordnungen für alle Länder wurde mir mitgegeben. Hätte ich da doch bloss mal vor England reingeschaut… (s. auch “ Das Abenteuer beginnt“).
Reisen mit Hund ist natürlich nocheinmal anders: man macht anders Pause, fährt zu anderen Orten für den Auslauf, meidet manche Orte, weil Hunde dort nicht erlaubt sind und „plant“ einfach komplett anders, als wenn man allein unterwegs ist. Besonders im Sommer oder in wärmeren Ländern hat man natürlich drauf zu achten, dass das Wohnmobil immer im Schatten steht, Besorgungen in den frühen Morgenstunden gemacht werden oder eine gute Klimaanlage vorhanden ist. Allgemein entwickelt man einen gewissen „anderen“ Blickwinkel, über den man eigentlich gar nicht nachdenkt und der dementsprechend den Tagesablauf variiert. Es ist einfach so!
Felix gewöhnte sich äusserst schnell an das Leben auf Reisen. Egal ob im Wohnnmobil oder im Auto – als Copilot auf dem Beifahrersitz oder in seiner Transportbox verfolgte er alles ganz genau und wir kommunizierten täglich über die Tagesgestaltung, die ich ihm in Bildern rübersendete. Felix verstand alles (Anm.: Tiere speichern übrigens bis zu 250 Wörter. Sie beobachten uns 24/7 und kennen uns sicher besser, als wir uns vielleicht selbst kennen). Unsere Kommunikation war sehr innig und schnell. Er passte gut auf mich auf und zeigte mir deutlich, wenn etwas nicht gut war oder ich eine Pause brauchte. Er war (ist) mein feinfühliger Kompass: geht etwas nicht durch Felix‘ Ökocheck wird es nicht gemacht, weil es (aus Erfahrung) dann auch nicht gut ist. So umschifften wir sicherlich einige Orte und Personen, die wir in unserem Leben einfach nicht brauchten.
Felix und die anderen Tiere
Prinzipiell versteht sich Felix mit allen Tieren gut, egal ob gross oder klein. Er entdeckt seine Welt mit grossem Interesse und ist immer voll dabei. Natürlich ärgert er auch gern mal die ein oder andere Ente oder Möwe, allerdings mit der nötigen Einsicht, dass er ja doch nicht hinterherfliegen kann. Man sieht dann richtig den Schelm in seinem Gesicht…
Auf unserer Tour in Spanien schloss er schnell Freundschaft mit den zwei Katzen in unserer WG – Luna und Stella. Allerdings waren das schon kleine Lauser und ärgerten und erschreckten Felix gern. Sassen sie doch z.B. hinterm Busch und sprangen heraus, wenn er daran vorbeikam, was natürlich zu einem riesigen Gejaule führte und zu einem schadenfrohen Gesichtsausdruck bei den Katzen. Nichtsdestotrotz gab es dann auch immer Zeiten, in denen sie zusammen auf der Lounge lagen und chillten.
In Spanien ansich schien Felix allgemein noch einmal einen Wandel durchzumachen und zwar speziell beim Thema „Strassenhunde“. Natürlich begegneten wir viele und ich war dann immer besonders wachsam, wie die Situation sich entwickelte, da man die anderen in ihrem Revier ja nicht kannte. Ich muss sagen, es kam zu keinem Zeitpunkt zu einem gefährlichen Vorkommnis: entweder zeigte Felix sich sofort unterwürfig, spielte mit ihnen oder ging souverän an ihnen vorbei.
Sehr interessant war eine Begebenheit, als wir in Motril in der Jurte waren. Wie schon mal erwähnt (siehe „Hasta la vista, Baby“) haben Tiere in Spanien einen anderen Stellenwert (natürlich gibt es auch Ausnahmen!). Vorallem auf dem Land: man liess sie den Hof bewachen und kümmerte sich nicht viel. Im besten Fall durften sie sich frei bewegen und waren nicht angekettet. Zur Folge hatte es natürlich auch, dass sie ständig bellten. Machten Felix und ich unsere Morgenrunde, wusste man immer genau wo wir waren, da nacheinander die Hunde anschlugen.
Nachts war es oftmals besonders schlimm. In einer Nacht überschlugen sich die Nachbarhunde (ein Nachbarhof hatte Besuch und der Besitzer liess seinen Hund immer allein vor dem Tor sitzen, weil sich die Hofhunde nicht mit ihm vertrugen. Meist kauerte der kleine Jackie-Mix dann auf einem Stück Schaumstoff im Graben). Die Atmosphäre in der Nacht war strange… Felix lief die ganze Zeit unruhig in der Jurte rum, allerdings ohne einen Ton.
Dann, ganz plötzlich, setzte er sich in die Mitte der Jurte und fing an zu Heulen und zu Jaulen, dass ich plötzlich senkrecht im Bett sass und sich mir die Haare aufstellten. Als er aufhörte war es Totenstille. Kein Mucks mehr. Von nirgendwo. Felix sprang in mein Bett und rollte sich unter Decke zusammen. Am nächsten Morgen gingen wir die Runde und kein Hund schlug mehr bei unserem Vorbeigehen an.
Was da passiert war? Ich habe keine Ahnung. Ich versuchte bei Felix nachzufragen, bekam aber keine Antwort. Naja, vielleicht sind manche Sachen auch nicht für uns bestimmt. Felix erzählt mir auch nicht immer alles – aber das ist ja normal, machen wir ja auch nicht… Trotzdem war diese Nacht sehr strange und Felix‘ Energie änderte sich seither irgendwie etwas. Beschreiben kann ich es leider nicht… nur wahrnehmen.
In Portugal hatte Felix dann einen riesigen Spielplatz mit Freunden gefunden: 2 grosse Hütehunde, 23 Schafe, 30 Katzen und Hühner. Mit den Schafen bzw. dem Bock kam er aus gewissen Gründen (siehe “ Sonne, Pampa und Entscheidung“) nicht so zurechtt, dafür aber mit dem Kater Lui. Die zwei wurden Best Friends. Am Anfang wollte Felix nichts von Lui wissen, dieser hatte aber wohl einen Narren an ihm gefressen und liess nicht locker, bis sie zusammen auf dem Sofa kuschelten. Soviel zum Thema Hund und Katz! Wir Menschen sind es, die alte Glaubensmuster auf Tiere projezieren und dementsprechend interpretieren.
…zum Schluss
Tiere bereichern unser Leben. Durch sie wird es aufregender und aktiver. Das Felix in mein Leben trat war der beste „Zufall“ meines Lebens! … und das dafür, dass es gar nicht in meine Lebensplanung passte! Tiere kommen, um zu bleiben. Das hat schon alles so seinen Grund.
Jeden Tag erleben wir etwas Neues. Sei es eine abgeschlossene Tür, an der ich rüttel und Felix gleich mit an die Tür springt, um sie zu öffnen. Neue Tricks, die wir lernen, neue Wege, die wir erkunden oder einfach nur chillen. Felix lässt mich durch seine Augen sehen und zeigt mir seine Welt.
Er muntert mich auf, wenn ich traurig bin. Beruhigt mich, wenn ich aufgewühlt bin und lässt mich jeden Tag mit und auch über ihn lachen und staunen.
Ich sage ihm jeden Tag, wie sehr ich ihn lieb habe und wie schön es ist, dass er da ist. Und wie stolz ich auf ihn bin, wie er mit so vielen Situationen zurecht kommt. Alle Seelen brauchen das.
Deswegen seid bitte achtsam und freundlich mit allen Lebewesen – auch den ganz Kleinen. Geht mit ihnen in Kontakt und hört ihnen zu – vielleicht erzählen sie Euch ja die Story ihres Lebens…
Für meinen besten Buddy auf vier Pfoten.